„D.I.Y“ – Tag 4: Eine Papierblume und Profi-Geheimnisse
Was lässt sich aus ausrangiertem Geschirr, alten Schallplatten oder Holzpaletten gestalten? Experte Sascha Johannik liefert Inspiration für Upcycling-Projekte. Plus: Links zu Workshops für Selbermacher.
Upcycling kann jeder – egal wie geschickt oder ungeschickt man sich anstellt. Man muss nur das richtige Projekt für sich auswählen. Und: Mit jedem Teil, das man anpackt, lernt man etwas Neues dazu.
Wir haben Sascha Johannik vom Wiener Upcycling-Geschäft kellerwerk.at gefragt, was sich mit alten Fundstücken aus Dachböden, Garagen und Kellern machen lässt – und welche Grundausstattung z. B. für das einfache Arbeiten mit Holz notwendig ist. Das Interview – plus eine Liste mit Upcycling-Workshops – findest du unten.
Deine Challenge: Deko-Wandblume aus Papier
Vorher kommen wir aber noch zur Aufgabe des heutigen Tages. Alles, was du dafür brauchst, hast du zu Hause:
1 Schere (oder 1 Cutter-Messer)
1 Tube Klebstoff
1 Stück Karton (auf die Größe eines mittleren Tellers zugeschnitten)
1 altes Buch oder z. B. 1 carpe diem-Magazin
Hinweis: Nimm vielleicht Bücher, aus denen du Seiten entnehmen kannst, ohne die Schreibgötter gegen dich aufzubringen. Wir empfehlen Mathebücher aus der Schulzeit oder einen Duden vor der letzten Rechtschreibreform (also verzichtbare Werke). Bei Klassikern wie Charles Dickens oder William Shakespeare würde uns das Herz bluten.
So geht’s:
Trenne mit der Schere oder dem Messer ca. 30 bis 40 Seiten aus Büchern und Magazinen heraus, die dir gefallen.
Schneide diese Seiten dann zu gleich großen Dreiecken zurecht. Je größer die Dreiecke, desto opulenter wird deine Blume.
Forme aus jedem Dreieck ein Papierstanitzel und klebe jeweils die Kanten zusammen, sodass jedes Stanitzel eigenständig hält. Lege ca. 15 Stanitzel im Uhrzeigersinn zusammen, sodass eine Blume entsteht, und klebe sie auf das runde Kartonstück. Mach eine zweite Reihe und wenn du Platz hast gerne auch eine dritte Reihe.
Eine Foto-Anleitung findest du hier:
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Interview: Ein Experte liefert Upcycling-Ideen
Und damit dir auch in den nächsten Wochen der Spaß am Selbermachen bleibt, verrät der Wiener Upcycling-Profi Sascha Johannik seine Ideen für D.I.Y.-Projekte und wie man an gute Fundstücke kommt bzw. welche Werkzeuge es braucht.
carpe diem: Wie sind Sie zum Upcycling gekommen?
Sascha Johannik: Ich habe mit Anfang 20, nach dem Bundesheer, für zwei Jahre in Afrika bei einer Hilfsorganisation gearbeitet. Dort konnte ich erleben, dass kaum etwas weggeschmissen, sondern ganz viel wiederverwendet wird. In vielen dieser Regionen kann man nicht einfach in den Baumarkt oder ins nächste Geschäft fahren. Es wurden z. B. alte Autoreifen zerschnitten und erhitzt, um damit Dächer zu reparieren. Für mich war immer klar: Ich bin zwar gelernter Tischler, aber ich will nicht in einem klassischen Tischlereibetrieb arbeiten. Also haben meine Freundin und ich – wir betreiben das „Kellerwerk“ gemeinsam – überlegt, wie wir uns mit diesem Nachhaltigkeitsgedanken selbständig machen können.
Und was war das erste Projekt?
(Sascha lacht.) Ich glaube, wir haben ein altes Möbelstück vom Dachboden meiner Großmutter ein bisschen repariert und dann bunt lackiert. Auch ein Anfangsprojekt war z. B. eine alte Tonne in ein Kästchen umzubauen.
Für Anfänger in Sachen Upcycling: Wo finden sich gute Schätze für D.I.Y.-Projekte? Welche „Quellen“ werden oft unterschätzt?
Eine gute Quelle sind Dachböden, Garagen und Keller von Verwandten und Bekannten. Am Land ist das sicherlich einfacher, weil die Leute größere Häuser haben. Aber auch in der Stadt wird man fündig, wenn man herumfragt, von wegen: Hast du nicht irgendetwas, das du nicht mehr brauchst?
Und dann natürlich … Flohmärkte, Second-Hand-Geschäfte von Sozialorganisationen etc. Da finden sich viele Dinge wie Spiegel, Bilderrahmen oder Geschirr, um auch ohne handwerkliche Vorkenntnisse schnell in das Thema Upcycling reinzukommen. Man kann nicht viel falsch machen. Man lackiert z. B. den Rahmen eines Spiegels neu – und falls das Ergebnis nicht schön wird, hat man fürs nächste Mal gelernt. Das Risiko hält sich in Grenzen, man arbeitet ja kein Erbstück oder Ähnliches um.
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Welche Werkzeug-Grundaustattung empfiehlt sich für D.I.Y.-Projekte?
Das kommt darauf an, mit welchem Material man arbeiten möchte.
Angenommen, ich will mit Holz arbeiten?
Dann wären ein Hammer, Nägel, Schrauben, Schleifpapier und Pinsel für Farbarbeiten gut. Außerdem sind eine Stichsäge und eine Bohrmaschine hilfreich. Wobei man diese Geräte nicht gleich kaufen muss. In den meisten Fällen kann man sich das Ganze im persönlichen Umfeld ausleihen. Man sieht dann eh schnell, was man regelmäßig braucht und sich vielleicht anschaffen möchte. Mit einer Stichsäge kann man z. B. alte Holzleisten abschneiden und in einen Bilderrahmen umarbeiten. Holz ist generell ein sehr dankbares Material: Wenn mal etwas schiefgeht, kann man den Schaden wieder ausbessern oder leicht reparieren.
Wo kann ich mir Hilfe holen, wenn ich nicht weiterweiß?
Ganz klar im Internet. Auf YouTube und in Blogs finden sich mittlerweile sehr viele Erklärvideos und konkrete Anleitungen.
Thema: Holz. Welche 3 Ideen für Anfänger bieten sich an?
Man kann Palettenmöbel bauen und die Holzpaletten für Gartenmöbel, Betten etc. nutzen.
Eine weitere Idee wäre, eine Holzkiste zu renovieren, indem man sie abschleift, neu lackiert, die Scharniere austauscht und vielleicht das Innenleben mit Stoff auskleidet. Alte Holzkisten bieten großes Potenzial, um sich kreativ auszutoben.
Aus alten Fenstern oder Türen lassen sich auch Tische bauen. Die Tür oder das Fenster werden zur Tischplatte. Man benötigt zusätzlich Tischbeine bzw. eine Holzbox oder eine kastenförmige Struktur, wenn es ein niedriger Couchtisch werden soll. Ich persönlich würde noch eine Glasplatte über die Oberfläche legen, weil die Tür oder das Fenster durch die Unebenheiten als Tischplatte eher unpraktisch zu benutzen ist.
Thema: Ausrangiertes Geschirr. Welche Upcycling-Projekte lassen sich daraus machen?
Eine Idee ist, eine Etagère zu machen. Dazu braucht man lediglich mehrere Teller in verschiedenen Größen und einen Bohrer für Fliesen und Porzellan. Diesen kann man im Baumarkt ausleihen. Einfach den Mittelpunkt der Teller ausmessen, Löcher ins Geschirr bohren und das Ganze mit einer Etagère-Stange und Dichtungen, die man im Bastelladen bekommt, verbinden.
Auch ein Teller-Schlüsselboard ist schnell gebastelt. Dafür werden Haken auf dem Teller montiert. Hinten auf den Teller kommt eine Aufhängevorrichtung für die Wand – fertig.
Aus einem schönen Teller lässt sich auch eine Wanduhr gestalten. Man muss dafür mit dem Porzellanbohrer ein Loch in die Mitte bohren und sich im Internet günstig ein Uhrwerk und Zeiger besorgen.
Thema: Alte Schallplatten. Was ließe sich daraus machen?
Ein einfaches Projekt mit Schallplatten ist: Man nimmt eine hitzefeste Schüssel, legt eine Schallplatte drauf und gibt das Ganze dann bei ca. 150 bis 200 Grad ins Backrohr. Dann muss man nur noch warten, bis sich die Schallplatte nach unten absenkt und sich quasi über die Schüssel legt, um ihre Form anzunehmen. Zum Verbiegen von Schallplatten kann man auch einen Heißluftföhn nehmen – der ist ähnlich wie ein normaler Haarfön, nur arbeitet er mit heißeren Temperaturen und ist im Baumarkt erhältlich. Damit kann man die Schallplatten in alle beliebigen Formen bringen.
Und was hätten Sie gerne gewusst, bevor Sie Ihre ersten DIY-Projekte gestartet haben?
Wie viel Spaß es macht. Meist denkt man: Ich hätte viel früher damit anfangen sollen! (Lacht.)
Zur Person:
Sascha Johannik betreibt gemeinsam mit Romana Fürst das Geschäft „Kellerwerk“ im 6. Wiener Gemeindebezirk. Dort präsentieren die beiden upgecycelte Möbel, Lampen, Accessoires, Taschen und Schmuck. Außerdem werden auf Wunsch auch alte Möbel für Kunden aufgepeppt. Mehr Infos: www.kellerwerk.at
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Plus: Upcycling-Workshops in Österreich
Du hast eine Idee, was du aus einem alten Möbel- oder sonstigem Fundstück machen möchtest – aber es fehlt an Know-how? Warum nicht einen Workshop zum Thema Upcycling machen?
Hier findest du Adressen, die weiterhelfen:
Reparaturcafés in deiner Umgebung findest du z. B. hier: https://www.repanet.at/projekte-2/reparaturcafes_initiativen/#REPAIRCAFES
Upcycling-Workshops im Raum Wien
In diesem Netzwerk finden sich Termine für Workshops aller Art: Nähen, Sticken, Möbel mit Kreidefarbe upcyceln: https://www.reparaturnetzwerk.at/alle-termine
Die Fashion Academy Vienna bietet Upcycling-Kurse für Textilien an: https://fashionacademyvienna.com/product/upcycling/
Auch die Wiener Volkshochschulen bieten immer wieder Upcycling-Kurse an: https://www.vhs.at/
Upcycling-Workshops in Oberösterreich
Workshops für Möbel in Kematen bei Wels: https://chary-chic.at/upcycling-workshop/
Offene Nähwerkstatt in Linz mit Kursen zu Grußkarten-Stickerei, richtigem Umgang mit der Nähmaschine: https://naehkueche.wordpress.com
Upcycling-Workshops in der Steiermark
Upcycling-Design-Werkstatt und soziales Arbeitsprojekt in Graz mit Workshop-Angebot: heidenspass.cc