Schon mal einen fettleibigen Japaner gesehen? Wir auch nicht (also vielleicht abgesehen von Sumo-Ringern). Zugegeben, so eine Alltagsbeobachtung beweist nicht viel. Statistisch belegt ist allerdings, dass die Bevölkerung Japans weitaus seltener an jenen Krankheiten leidet, die gemeinhin mit Übergewicht in Verbindung gebracht werden: Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme … Dazu kommen ein offenbar geringeres Brustkrebsrisiko und die Tatsache, dass die Japaner seit Jahrzehnten ganz vorne dabei sind, wenn’s um die Länder mit der höchsten Lebenserwartung geht.

Nur: Wie machen sie das, die Japaner? Sie entspannen in heißen Quellen, haben das Waldbaden erfunden und sind fest in Familienverbände und Gemeinschaft eingebunden. Das hilft schon mal fix beim gesunden Altern. Und dann wäre da natürlich noch die Sache mit der Ernährung.

„Da macht man in Japan einfach ganz vieles richtig“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Sarah Schocke, die mit ihrem Buch „Japan gesund“ ein kulinarisches Plädoyer für die Heimat von Kirschblüten und Pokémon vorlegt. „Vorneweg: Wir reden hier von einer traditionellen japanischen Küche. Natürlich haben mittlerweile auch viele westliche ‚Unarten‘, Fast-Food-Ketten etcetera, Einzug gehalten. Aber wenn man sich die klassische japanische Ernährung ansieht, gibt es da ein paar Prinzipien, die auch uns nicht schaden würden.“

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Interesse? Hier sind die glorreichen sieben:

  1. Volle Kanne Gemüse: Traditionelle japanische Küche ist überwiegend pflanzenbasiert: Es gibt keine Mahlzeit ohne eine große Vielfalt an Gemüse bzw. Reis oder Algen. Ja, auch Fisch oder Fleisch kommen auf den Teller – aber in viel geringerem Ausmaß. Das entspricht auch den von der EAT-Lancet-Kommission erarbeiteten Empfehlungen für eine planetary health diet – eine Ernährungsweise also, von der der Mensch und die Erde langfristig am meisten profitieren.

  2. Fleisch, aber richtig: Es geht nicht nur ums Wieviel, sondern auch ums Wie: möglichst naturbelassen, keine industriell hoch verarbeiteten, mit Zusatz- und Geschmacksstoffen versehenen Fleisch oder Wurstprodukte – denen wird nämlich ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko attestiert.

  3. Fermentiertes Gemüse … zu fast jeder Mahlzeit! Das freut die Darmgesundheit, den Stoffwechsel und das Immunsystem.

  4. Grüner Tee: „Die im Grüntee enthaltenen Catechine sind für eine Reihe gesundheitsfördernder Wirkungen bekannt: So schützen sie vor vielen Krebsarten, wirken aber auch antibakteriell sowie gegen Pilze, Viren und freie Radikale“, erklärt Ernährungsexpertin Sarah Schocke. „Catechine senken das ‚schlechte‘ LDL-Cholesterin und unterstützen die Herz-Kreislauf- Gesundheit.“ Außerdem: „Die Aminosäure Theanin mindert Stress und Angst, sorgt für gute Stimmung und schützt das Gehirn.“

  5. Fett mit Köpfchen: Sarah Schocke: „Es geht nicht um fettarme Ernährung, sondern um fettbewusste. Auch in Japan kommt Lachs auf den Teller. Natürlich ist das ein fetter Fisch – aber dabei handelt es sich um gesunde Fette wie zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren, die entzündungslindernd und schützend wirken. Butter hingegen wird in Japan kaum gegessen.“

  6. Wenig Zucker: „Zucker wird als Gewürz verwendet – und dann eben auch in dem Ausmaß, wie es einem Gewürz zukommt“, sagt Sarah Schocke. Desserts gibt es zwar auch in der japanischen Küche, aber sie spielen keine so große Rolle.

  7. Essen mit Konfuzius: Japaner essen nicht unterwegs, nicht nebenbei schnell einmal an der Bushaltestelle. Sie setzen sich fürs Essen an einen Tisch und schenken der Nahrung ihre Aufmerksamkeit. Und sie beherzigen Hara hachi bun me, eine konfuzianische Anweisung, jeweils nur so viel zu essen, dass der Magen zu 80 Prozent gefüllt ist.

NACHGEFRAGT BEI: Sarah Schocke, Ernährungswissenschaftlerin und Autorin von „Japan gesund“ (Hölker Verlag)

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