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Wir wollen endlich zur Ruhe kommen. Meditieren steht am Programm. Freudig und hoch motiviert nehmen wir eine bequeme Meditationssitzhaltung ein und beginnen.

Und dann geht es auf einmal los: Die Nase juckt. Das linke Bein schläft ein. Der Rücken schmerzt. Es ist zu warm, zu kalt, zu laut, zu leise. Durch unseren Kopf zieht laut polternd eine Affenbande. Bilder tauchen vor unserem geistigen Auge auf – Erinnerungen, Pläne, Diskussionen, mögliche Katastrophenszenarien, die Einkaufsliste.

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In Summe ergibt diese körperliche und geistige Unruhe ganz viel Nervosität und Ablenkung. Wir sind überfordert von all den Empfindungen und können einfach nicht zur Ruhe kommen. Wir sehnen nur noch den Abschluss-Gong herbei, der die Meditation beendet. Manchmal ist dieses Gefühl so intensiv, dass wir am liebsten gleich aufstehen und davonrennen möchten.

Aus eigener Erfahrung und laut Berichten meiner Kursteilnehmer ist dieses Empfinden eine sehr häufig auftretende Hürde. Sie bereitet uns große Schwierigkeiten. Schon Buddha hat darauf hingewiesen, dass man in der Praxis der Meditation mitunter Bekanntschaft mit unheilsamen Geisteszuständen machen kann.

Die buddhistischen Psychologie betrachtet diese Hemmnisse genauer.

Der Trick ist, diese Unruhe nicht zu ‚füttern‘, indem wir sie ablehnen.

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Stattdessen soll man sie in all ihren Aspekten neugierig erforschen. Das Prinzip zum Umgang mit Schwierigkeiten lautet:

Erkennen – benennen – ein Gegengewicht setzen

1. Dem Geist Orientierung geben

Wenn du merkst, dass du während der Meditation abgelenkt wirst, beobachte die entsprechenden geistigen oder körperlichen Symptome genau. So wirst du „Step by step“ erkennen, ob es sich beispielsweise um innere Unruhe handelt. Wenn du dir darüber im Klaren bist, benenne sie auch ganz bewusst als solche. So findet unser Geist wieder Orientierung.

2. Ein Gegengewicht zur Unruhe setzen

Als Gegengewicht/Ausgleich zur Unruhe möchten unser Körper und Geist etwas haben, womit sie sich wohlfühlen können. Das Ziel ist ein angenehmes Verweilen.

3. Ruhe im Körper finden

Versuche in deinem Körper einen Bereich zu finden, der sich angenehm/warm/entspannt anfühlt. Vielleicht ist es die rechte Pobacke, in die du dich wohlig hineinschmiegst. Vielleicht sind es deine Handflächen, die im Schoß liegen. Genieße einfach, wie entspannt und wunderbar sie sich gerade anfühlen.

Egal, welcher Körperteil es auch immer ist – gib dich diesem angenehmen Verweilen hin. Entspannung darf sich ausbreiten. Danach kehrst du wieder zu deiner ursprünglichen Position in der Meditation zurück.

4. Einen geistigen Ruhepol finden

Es kann vorkommen, dass du im Körper keine Stelle findest, die dich zur Ruhe kommen lässt. Wenn dem so ist, dann versuche stattdessen einen geistigen Ruhepol zu finden. Wandere mit deinen Gedanken an einen Ort, an dem du dich gut aufgehoben fühlst und angenehm verweilen kannst. Vielleicht ist das die Hängematte am Strand. Vielleicht liegst du geistig auf einer saftig-grünen Wiese oder an einem anderen Lieblingsplatz, der sich behaglich anfühlt.  

Fenster mit Aussicht

Bild: Michael Martinelli/Unsplash

Meine Empfehlung dazu: Sich geistig an einen schönen Ort zu versetzen kann manchmal hilfreich sein. Tun wir das regelmäßig oder zu lange, besteht die Gefahr, dass wir uns der Phantasie verlieren und weit weg vom Hier und Jetzt sind. In der Meditation wollen wir aber bewusst im gegenwärtigen Moment verweilen. Deshalb sollten wir geistig nur in Ausnahmefällen auf Reisen gehen und lieber im Körper eine Stelle zum angenehmen Verweilen finden.

Fazit

Unruhe darf sein! Bleibe wach und offen im Umgang mit ihr. Und erforsche neugierig und liebevoll, welche der erwähnten Möglichkeiten dich zur Ruhe kommen lassen.