Demenz vorbeugen: Dos & Don'ts in der Ernährung
Orientierung, Gedächtnis, Kommunikation – wer seine kognitiven Ressourcen auch noch mit 103 Jahren nutzen will, tut gut daran, bereits jetzt seinen Speiseplan auszumisten.

Stephanie Wunderlich
Ratten sind kluge Tiere. Sie können abstrakt denken, Informationen auswerten, Reize optimal verarbeiten – und in Sachen Empathie und Entscheidungsfindung sind auch nicht wesentlich schlechter unterwegs als der durchschnittliche Mensch. Mehr noch: Zu 98% entspricht ihre DNA der unsrigen. Und genau das sollte uns zu denken geben.
Es gibt da nämlich diese Studie von Suzanne de la Monte: Die US-amerikanische Neuropathologin ließ Ratten ihren Weg durch einen Wasserbottich schwimmen; ein üblicher Gedächtnistest für Nager. Die Aufgabe: Finde den Weg zur Sicherheitsinsel und rette dich darauf. Easy peasy.
Ratte #1 (wir nennen sie Remy) meisterte die Insel-Challenge in 5,2 Sekunden. Versuchsratte #2 (wir nennen sie Tony) meisterte die Challenge in 36,2 Sekunden – und bei etwas erhöhter Schwierigkeitsstufe dann irgendwann gar nicht mehr. Er war desorientiert und verwirrt, plantschte ziellos umher.
War Tony einfach kein sonderlich intelligentes Exemplar seiner Spezies? Nein. Remy und Tony hatten die gleiche genetische Ausgangssituation. Aber während Remy normale Versuchsratten-Kost bekam, wurde Tony mit dem Äquivalent moderner westlicher (Menschen-)Nahrung gefüttert. Inklusive Zucker, billige Fette und Co. „Er war dement. Er konnte weder lernen, noch sich erinnern“, sagt de la Monte in einem Interview mit New Scientist.
Ein genauerer Blick auf die Gehirne ihrer Ratten lieferte den Beweis: Bereiche, die mit dem Gedächtnis in Verbindung gebracht werden, waren mit Plaques übersät, während viele Neuronen mit einem giftigen Protein gefüllt waren, zusammenbrachen und zerfielen. Solche Veränderungen kennt die Neurowissenschaft leider gut: Sie sind Kennzeichen von Alzheimer.
Ja, klar, das war bloß ein Ratten-Experiment. Aber wir erinnern uns: 98% …
Essen wir uns dement?
Was de la Monte da erforscht hat, ist ein Zusammenhang von Insulinresistenz im Gehirn und Alzheimer Demenz. Und sie stellt die Frage: Ist Alzheimer in Wahrheit eine neue Form von Diabetes? Sind wir hier mit Diabetes-Typ3 konfrontiert?
Das muss man erstmal sickern lassen. Wenn sie Recht hat - und immer mehr Indizien sprechen dafür -, bedeutet das, dass wir nicht "nur" unsere Bauchspeicheldrüse mit Fast Food und Soft Drinks ans Limit bringen, sondern gleichzeitig auch unser Gehirn vergiften. Schrittweise.
Bis 2050 werden weltweit 115 Millionen Menschen an Alzheimer erkranken. Die gute Nachricht ist: Wir können jetzt beginnen, gegenzusteuern.

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Was wir tun können, um unser Gehirn zu schützen
Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt zu bevorzugen. Klare Sache: das war – insbesonders in Zeiten häufiger Lebensmittelknappheit – ein Überlebensmechanismus. Im Zeitalter des Überflusses ist das jedoch selbstzerstörerisch.
Getränke
Vermeiden: Softdrinks, Fruchtsäfte, aber auch zuckerhaltige Obstsäfte. Ein Liter naturtrüber Apfelsaft wirkt gesund, ist aber trotzdem leider hauptsächlich Fructose.
Alternative: Wasser, ungesüßter Eistee, Gemüsesäfte
Raffinierte Kohlenhydrate
Vermeiden: Weißbrot, weißer Reis, verarbeitete Snacks, Zucker (ganz besonders in Form von Maissirup mit hohem Fruktosegehalt, wie er in vielen amerikanischen Fertigprodukten und Getränken vorkommt)
Alternative: Vollkornprodukte, Quinoa, Haferflocken, natürliche Süße aus Beeren oder dunkler Schokolade
Alkohol
Vermeiden: Übermäßiger Alkoholkonsum – ist ja letztlich auch purer Zucker
Alternative: Grüner Tee, Kaffee in Maßen, fermentierte Tee-Getränke (wie Kombucha)
Trans-Fette
Vermeiden: Margarine, Fertigkuchen, frittierte Lebensmittel
Alternative: Olivenöl, Nüsse, Avocados
Fertigsoßen und Marinaden
Vermeiden: Abgepackte Dressings mit hohem Zucker- und Fettgehalt
Alternative: Selbstgemachte Dressings mit Olivenöl und Kräutern

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Bitte mehr davon!
Stattdessen können und sollten wir ordentlich zulangen bei allen Lebensmitteln, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen sind. Dazu gehören: Grünes Blattgemüse (Spinat, Grünkohl), Beeren (besonders Heidelbeeren und Himbeeren), Nüsse und Samen, fettiger Fisch, Kurkuma und andere Gewürze.
Übrigens: Wissen wir nicht alle längst, was das Lieblingsessen von Remy ist? Ratatouille!
Das französische Nationalgericht besteht aus frischem Gemüse, Knoblauch, Kräutern und Olivenöl. So geht Brain Food: Schmeckt gut, unterstützt die Gehirngesundheit, verbessern die kognitive Funktion und senkt das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen. Mahlzeit!

Salzburger Gesundheitstage
Dieser Text basiert auf einem Vortrag im Rahmen der 2. Salzburger Gesundheitstage. (Mehr von den Salzburger Gesundheitstagen liest du hier oder hier.)
DER EXPERTE: Mag. Dr. rer. nat. Markus Stark ist Sportwissenschafter, Dozent für Psycho–Neuro–Immunologie und Ernährungsexperte aus Bruck an der Mur.
QUELLEN (AUSWAHL):
Mag. Dr. rer. nat. Markus Stark: Von Zucker süß zur bitteren Wahrheit (Vortrag bei den 2. Salzburger Gesundheitstagen)
New Scientist: Eat you way to dementia
American Psychological Association: Could Alzheimer's disease be a kind of diet-induced diabetes?
Harvard Medical School: Foods linked to better brainpower
Healthline: Mind Diet
Weisz Medical: The Top Ten Worst Foods for Your Brain