Longevity Lifehack, Nr. 5: Trainiere deine Neuroplastizität!
Bleib neugierig! Das Gehirn ist plastisch, es ist formbar – und es muss gebraucht und stimuliert werden.

Vanessa Lovegrove
„Wann immer wir etwas Neues probieren, Neugierde zeigen, werden auch neue Verbindungen im Gehirn zusammengebaut oder alte ersetzt, die kaputt gegangen sind“, weiß der Münchner Biochemiker und Alzheimerexperte Christian Haass.
Julia hat sich das mal näher angesehen:
Longevity Lifehack, Folge 5

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Was ist Neuroplastizität?
Bereits 1960 haben Wissenschafter die sogenannte Neuroplastizität erforscht. Sie ist die Superkraft deines Gehirns, sich ständig zu verändern und Neues zu lernen – wie ein Muskel, der stärker wird, je mehr man ihn trainiert.
Man kann sich das in etwa so vorstellen: Das Gehirn ist ein riesiges Netz aus Nervenbahnen, quasi Straßen. Jedes Mal, wenn du etwas lernst – zum Beispiel einen Song auf der Gitarre übst oder ein Rätsel löst – entstehen neue „Trampelpfade“ zwischen den Nervenzellen. Je öfter du übst, desto breiter und schneller werden diese Pfade, bis sie zu richtigen „Autobahnen“ werden. Deshalb geht der Song auf der Gitarre auch von Mal zu Mal leichter von der Hand.
Neuroplastizität bedeutet:
Neue Verbindungen: Nervenzellen (Neuronen) knüpfen neue Kontakte, wenn du etwas Neues ausprobierst.
Stärkere Verbindungen: Werden Abläufe wiederholt (Vokabeln, Gitarre etc.), feuern die Neuronen im gleichen Muster. Der Weg wird „breiter“, die Abläufe also leichter.
Reparatur: Selbst nach Verletzungen (z. B. einem Schlaganfall) kann das Gehirn neue Routen finden, um verlorene Fähigkeiten zu ersetzen.
Kurz: Das Gehirn ist nie „fertig“ oder „ausgewachsen“. Es kann sich bis ins hohe Alter ändern und erneuern. Patient*innen merken das oft, wenn sie etwa nach einem Unfall von der rechten auf die linke Hand wechseln müssen (oder umgekehrt). Das braucht Übung, aber es geht – Dank unserer Neuroplastizität!

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Neuroplastizität mit Sport trainieren
Wer sein Gehirn fit halten will, setzt auf Bewegung! Denn Sport setzt „Gehirn-Dünger“ frei (z. B. Myokine) und verbessert die Nervenvernetzung.
Empfohlen werden:
Ausdauersportarten für mehr Durchblutung. Allerdings gilt: HIIT (≥85% VO2max) fördert Neuroplastizität stärker als moderates Training.
Yoga oder Tai Chi für Gleichgewicht und Konzentration. Gleichzeitig steigern sie die Graue Substanz in unseren Gedächtnisarealen um 3–5% und verbessern die Stressregulation.
Krafttraining für neurotrophe Faktoren. (Das sind spezielle Proteine, die wie Nahrung für Nervenzellen wirken.)
Dual-Task-Training (zum Beispiel gleichzeitig gehen und rechnen).

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Was du sonst noch für dein Gehirn tun kannst
Rätsel & Gehirnjogging: Sudoku/Schach schärfen Logik und Gedächtnis, Puzzles knüpfen neue Nervenverbindungen, Tetris (wirklich!) trainiert räumliches Denken.
Soziale Kontakte: Gespräche, Diskussionen und Gruppenaktivitäten fordern das Gehirn heraus, neue Perspektiven zu verarbeiten.
Nicht-dominante Hand nutzen: Zähne putzen oder schreiben mit der „schwachen“ Hand aktiviert neue Hirnareale und verbessert die Koordination.
Öfter mal was Neues: Neue Routinen wie ungewohnte Wege gehen oder neue Rezepte kochen, hält den Kopf wach.
Nicht nur trainieren, auch entspannen
Gönne deinem Oberstübchen eine Pause. Das ist mindestens so wichtig! Täglich 5 bis 10 Minuten Atemübungen oder Körperscans erhöhen die geistige Flexibilität und reduzieren Stress.
QUELLEN:
Thomas Schulz: Projekt Lebensverlängerung (dva, 2024)
spektrum.de: Lexikon der Biologie (neurotrophe Faktoren)
Physical activity and neuroplasticity in neurodegenerative disorders